Atatürk

Seine Kindheit (1881 – 1893):

Mustafa Kemal (später Atatürk) wurde 1881 in Thessaloniki geboren.

Sein Vater war Ali Riza Efendi, seine Mutter Zübeyde Hanim. Das Haus, in dem er geboren wurde, ist heute ein Museum. An der Tür des Hauses befindet sich ein Schild mit folgender Aufschrift in türkischer, griechischer und französischer Sprache: GAZI MUSTAFA KEMAL wurde hier geboren. , Er ist der Gründer der modernen Türkei. Dieses Museum wurde zum Anlass des 10. Jahrestages der Türkischen Republik eingerichtet. Thessaloniki, 29. Oktober 1933.

Als Mustafa Kemal das Schulalter erreichte, bestand seine Mutter darauf, ihren Sohn in eine religiös orientierte Schule zu schicken. Hingegen wollte sein Vater aber, dass Mustafa Kemal auf eine Schule geschickt wird, die mit europäischer Kultur unterrichtete. Schließlich saß Mustafa Kemal in den Reihen jener Schule, auf die seine Mutter bestanden hatte. Als der Hodscha der Fatma Mullah Kadi – Schule ihn jedoch eines Tages zurechtwies und er sich dagegen auflehnte, immatrikulierte ihn sein Vater in die moderne Semsiefendi Grundschule, die er 1892 absolvierte.

Seine weitere Schullaufbahn wurde jedoch zunächst unterbrochen, da sein Vater – Zollbeamter und später Holzhändler – 1893 starb und er mit seiner Mutter auf eine Farm zog, wo sein Onkel als Bediensteter arbeitete.

Hier halte Mustafa Kemal nichts zu tun, außer die Krähen von den besäten Feldern zu scheuchen.

So kehrte er zurück nach Thessaloniki zu seiner Tante und immatrikulierte sich 1893 in die Militärschule.

Ohne die Erlaubnis seiner Mutter hatte Mustafa Kemal somit eine Laufbahn beim Militär gewählt.

An der Militärschule (1893 – 1905):

Mustafa Kemal war ein beliebter Schüler. Er war erfolgreich und schloss die Militärschule im Jahre 1896.

Im weiteren Verlauf – dem militärischen Lyzeum – interessierte er sich besonders für Literatur und Politik.

Er las die Werke bedeutender französischer Dichter. In den Sommerferien beteiligte er sich am Französischunterricht im College de Fratres und verbesserte sein Französisch.

1899 kam Mustafa Kemal in die damalige Hauptstadt des osmanischen Reiches, Istanbul und besuchte die Militärschule. Das rege Leben der Stadt beeinflusste ihn sehr. Nebst seinem Besuch an der Schule, lernte er weiter französisch und entdeckte seine Vorliebe für die von Patriotismus geprägte Werke des Dichters Namik Kemal. Die Schule absolvierte er ebenfalls mit Erfolg und wurde 1902 zum Leutnant im Heer befördert. Er ging in die Militärakademie.  Mit steigender Tendenz missfiel Mustafa Kemal die Exekutive der Regierung und des Sultans. Zusammen mit seinen Freunden an der Akademie gründete er einen geheimen Klub, “Vatan” (Vaterland). Durch die Publikation einer durch Handschrift vervielfältigter Zeitung  flog der Klub auf.

Dies wurde vorn Kommandanten der Akademie, Ali Riza Pascha, vertuscht. Er hatte Bedenken um seine eigene Position.

Mustafa Kemal interessierte sich während seiner Laufbahn an der Akademie insbesondere für militärische Zeitungen und Strategien. Er las alles, was er über Napoleon Bonaparte finden konnte und erarbeitete Strategien der Guerilla.

Im Jahre 1903 wurde er zum Oberleutnant befördert, nach der Absolvierung der Akademie um 1905 zum Hauptmann im Generalstab.

Als Offizier (1905-1911):

Zur Stabsausbildung wurde Mustafa Kemal zum 30.Reiterregiment der 5. Armee in Damaskus geschickt. Abseits der großen Provinzen, erkannte er die überall herrschenden verheerenden Umstände im osmanischen Reich. In Damaskus lehrte er seinen. Kameraden modernes militärisches Fachwissen und nahm an der Niederschlagung des Aufstandes der Drusen gegen das Reich in Libanon teil.

In Damaskus lernte er den ehemaligen Studenten der Medizin beim Militär, Haci Mustafa kennen. Gemeinsam mit ihm und weiteren zwei Freunden gründeten sie im Jahre 1906 den “Vaterlands- und Freiheitsverein”.

Auch als Mustafa Kemal nach Jafa versetzt wurde, setzte er seine Arbeiten im Verein fort.

Er reiste heimlich nach Thessaloniki, wo er im Jahre1907 eine Filiale der Vereinigung gründete.

Hier akzeptierte das Komitee für Eintracht und Fortschritt seine Mitgliedschaft. Als bekannt wurde, dass er nach Thessaloniki gereist war, musste Mustafa Kemal nach Jafa zurückkehren.

Er wurde ins Hauptquartier des Stabes der 5. Armee in Damaskus ernannt. Schon 5 Monate später versetzte man ihn ins Hauptquartier der 3. Armee in Manastir, von dort aus dann weiter ins militärische Stabssekretariat in Thessaloniki.

Innerhalb des Komitees für Eintracht und Fortschritt stieß er auf wenig Vertrauen. So wurde er versetzt als Inspektor der Eisenbahnlinien in Ostthrazien. In den Ortschaften auf der Strecke zwischen Thessaloniki und Skopje arbeitete er als Propagandist für seine Partei. Es kam jedoch zu Uneinigkeit zwischen der Partei für Eintracht und Fortschritt und Mustafa Kemal, der entschieden die Meinung vertrat, daß Politik und Militär voneinander getrennt werden müssten. Um ihn von Thessaloniki fern zu halten, schickte man ihn nach Tripolis, wo er einem Aufstand gegen das konstitutionelle Regime (1908) niederdrücken sollte, was Mustafa Kemal

gelang, ohne Blut zu vergießen.

Als er im Jahre 1909 zum Stabsvorstand der 2. Division der 3. Armee in Thessaloniki versetzt wurde, kehrte Mustafa Kemal in diese Stadt zurück. Aufgrund steigender Unruhen in Istanbul kam es am 13. April 1909 zu einem religiösen Aufstand gegen die Partei für Eintracht und Fortschritt. Daraufhin wurde er zum Stabsvorsitzenden der mobilen Armee des “31. März” in Thessaloniki und begab sich mit dieser Armee nach Istanbul, wo er den Aufstand niederdrückte. Sultan Abdülhamit II. wurde vorn Thron gestürzt, Mustafa Kemal kehrte nach Thessaloniki. Als Delegierter aus Tripolis nahm er an der jährlichen Versammlung der Partei für Eintracht und Fortschritt teil. Auf dieser Tagung konnte Mustafa die Delegierten nicht für die Trennung von Militär und Politik überzeugen. Zunehmend wurde er als Gegner der Partei benannt und entkam zwei Mordanschläge.

Mustafa Kemal verabschiedete sich von der Politik und widmete sich ganz seinen Arbeiten beim Militär.

Im Jahre 1910 beteiligte er sich als Vertreter des osmanischen Militärs an den Manövern des französischen Militärs in Picardie.

Im Tripoliskrieg (1911-1912):

Im Jahre 1911 wurde Mustafa Kemal in die Kommandantur für Offiziersausbildung des 5. Armeekorps versetzt, später dann in die Kommandantur des 38. lnfanterieregiments.  Als die Italiener in Tripolis einmarschierten, reiste er mit einigen Freunden heimlich über Ägypten nach Tobruck. Auf der Reise wies er sich als Journalist aus.

In Tobruck wurde er der Stabschef des ‘Halepli Ethem Pascha’ und wurde zum Major befördert.

In Bengasi und Derne wurde er Kommandant der Freiwilligen. Als Kommandant der gering zähligen türkischen Einheiten und Beduinen kämpfte er gegen die Italiener, reiste nach Beendung des Krieges dann zurück nach Istanbul.

Im Balkankrieg (1912 – 1913):

Als Mustafa Kemal nach Istanbul kehrte, war im Balkan der Krieg ausgebrochen und Westthrazien bereits verloren. Die osmanische Armee war an allen Fronten geschlagen worden. Die Bulgaren kamen bis vor Catalca. Um die Bulgaren zu stoppen, wurde er zu der in Bolayir stationierten “Bahri Sefid”, der Kommandantur für den Mittelmeerraum und Dardanellen, versetzt. Doch dieser Plan fiel ins Wasser.

Im Sommer des Jahres 1913 beteiligte er sich am Zug zur Rückeroberung Edirnes von den Bulgaren.

Als Militärattaché in Sofia (1913 – 1914):

Im Herbst 1913 wurde Mustafa Kemal ins Militärattaché nach Sofia versetzt.

Auch sein Waffenkamerad Fethi Okyar war in die Botschaft in Sofia ernannt worden. Gemeinsam mit ihm befassten sie sich mit den Türken in Bulgarien. Er übernahm die Aufsicht zweier türkischsprachiger Zeitungen. Oft besuchte er währenddessen das bulgarische Parlament und interessierte sich für die Arbeiten der türkischen Abgeordneten. Er übernahm zusätzlich das Amt des Militärattachés in Belgrad und Tschetine. In Sofia wurde er zum Oberstleutnant befördert.

In der Schlacht bei den Dardanellen (1915):

Auf dringlichen Wunsch Mustafa Kemals wurde er zum Kommandanten der

19. Division der 3. Armee in Tekirdag ernannt. Innerhalb eines Monats, machte er diese neu gegründete Division kampftüchtig. Mit dem Auftrag die Uferlinien bei Seddülbahir (Dardanellen) zu schützen, begab er sich mit seiner Division nach Maydos (Eceabat). Als die Briten bei Seddülbahir strandeten, schlug er diesen Angriff an der Spitze des 57. Regiments zurück. Nach diesen Erfolgen bei den Dardanellen wurde er zum Oberst befördert.

Er wurde zum Kommandanten der “Anafartalar”, einer Kampfgruppe auf der Halbinsel Gallipoli und erzielte bedeutende Siege über die Entente (Frankreich, England, Russland). Bei Conkbayir wurde er verwundet.

Eine Taschenuhr in der Brusttasche, die durch einen Granatsplitter zertrümmert wurde, rettete ihn vor dem sicheren Tod. Seine Erfolge wurden mit einer Medaille ausgezeichnet. Auf eigenen Wunsch trennte er sich später von der Anafartalar Gruppe. Der deutsche Reichsgeneral Liman von Sanders war von Mustafa Kemal sehr beeindruckt. Mustafa Kemal, der krank wurde, erholte sich in Istanbul und Sofia.

In Diyarbakir (1916 – 1917):Wegen seiner Krankheit wurde Mustafa Kemal Anfang des Jahres 1916 zur Kommandantur des 16. Armeekorps in Edirne versetzt, die sich jedoch bald darauf nach Diyarbakir verlegte. Hier wurde er im Alter von 35 Jahren zum Brigadegeneral befördert. 5 Monate nach seinem Eintreffen in Diyarbakir schlug er die russische Armee und befreite die Städte Bitlis und Mus.

Im Jahre 1917 wurde er Kommandant der 2. Armee und kurze Zeit später Kommandant der 7. Armee in Aleppo /Syrien. Als Kommandant der Nahostkräfte inspizierte er den Raum und schickte nach Istanbul einen Bericht, in dem er eine Verlegung der Truppen nach Syrien forderte.

Er wurde ernannt zur Kommandantur der 2. Armee, lehnte dies jedoch ab und kündigte seinen Auftrag.

In Istanbul (1917 – 1918):

In Istanbul wurde er im Hauptquartier des Heers beauftragt. Gemeinsam mit Mehmed Vahdettin Vl. – damals Thronfolger – ging er auf Visite in Deutschland auf Einladung Kaiser Wilhelm II. Von dieser Reise kehrte er krank zurück. Seine chronischen Nierenbeschwerden hatten sich verschlimmert und so wurde er zur Kur nach Karlsbach bei Wien geschickt. Hier erholte er sich und wurde nach seiner Rückkehr wieder auf die Kriegsfelder geschickt.

In Syrien (1918):

Zum zweiten Mal wurde er zum Kommandanten der zwischen südlich von Nablus und dem Fluss Jordan stationierten 7. Armee ernannt. Hier kämpfte er gegen die Engländer und brachte seine Armee in den Osten des Jordans. Nördlich von Aleppo schlug er die Offensiven der Engländer zurück. Nach dem Friedensvertrag von Mudros (auf der Insel Lemnos) kehrte er nach Istanbul zurück.

Samsun und Amasya (1919):

Mustafa Kemal kam am Hof viermal mit dem neuen Sultan Mehmed Vahdettin Vl. zusammen.

Bei diesen Gesprächen vermittelte der Sultan an Mustafa Kemal folgende Ansicht: “Wenn Sie möchten, können Sie das Land retten.”

Danach erhielt Mustafa Kemal den Auftrag, die griechischen Banden im Schwarzmeerraum zu beseitigen und wurde zum Inspektor der 9.Armee in Erzurum ernannt. Da die osmanische Hauptstadt, Istanbul, jedoch von den Engländern besetzt war, musste er vom Hauptquartier der englischen Besatzungsmacht erst einen Ausreiseschein ausstellen lassen, auf dem vermerkt werden musste, dass der Sultan volles Vertrauen in Mustafa Kemal habe.

So verließ Mustafa Kemal in Begleitung von ihm unterstellten 36 Offizieren am Abend des 16. Mai 1919 mit einem kleinen alten Schiff namens Bandirma den Istanbuler Hafen. Am 19. Mai legte das, Schiff bei stürmischer See in Samsun an. Hier setzte er sich mit den militärischen und zivilen Behörden in Kontakt und versuchte zu übermitteln, dass in Istanbul Protestdemonstrationen gegen die alliierte Besatzungsmacht stattfinden. In Istanbul hegte man bereits Verdacht und bestellte ihn zurück. Doch Mustafa Kemal reiste weiter nach Havza bei Samsun. Von dort aus appellierte er erstmals durch ein Rundschreiben an Behörden und Kommandanten der Armee. Auf Einladung aus Amasya reiste er in diese Stadt und traf sich mit Ali Fuad Cebesoy und Rauf Orbay, seinen Verbündeten. Gemeinsam verfassten sie das “Amasya Rundschreiben” mit seinen Beschlüssen über die Revolution Anatoliens, welches an betreffende Stellen verschickt wurde. In diesem Rundschreiben vom 22. Juni 1919 wurden folgende Beschlüsse kundgegeben:

1- Die Einheit des Landes und die Freiheit der Nation sind in Gefahr.

2- Die Istanbuler Regierung kann ihrem Befugnissen, die sie auf sich genommen hat, nicht gerecht werden.

3- Die Freiheit und Unabhängigkeit der Nation kann nur durch die Entschlossenheit der Nation selbst wiederhergestellt werden.

4- Um eine Lösung bei zurufen und aus der Welt Gehör zu finden für die ihr Recht fordernde Stimme der Nation, ist beschlossen worden, in Sivas einen nationalen Kongress zusammenzurufen.

Diese Kundgabe wurde der erste Schritt auf dem Weg zu nationaler Souveränität. Mustafa Kemal verabschiedete sich am 26.06.1919 aus Amasya und reiste nach Sivas. Aufgrund des Drucks der Engländer rief die Istanbuler Regierung dazu auf, sich Mustafa Kemal nicht zu fügen. Dieser Aufruf fand jedoch kein Gehör. Am 3. Juli 1919 reiste Mustafa Kemal nach Erzurum.

Erzurumer Kongress (1919):

In Erzurum erhielt Mustafa Kemal ein Telegramm aus Istanbul, wonach er seines Amtes enthoben und in die Hauptstadt zurück bestellt wurde. Er antwortete mit einer Kündigungserklärung. Ohne militärischen Rang und Beamtung wurde Mustafa Kemal fortan der Chef der nationalen Bewegung. Am 23. Juli eröffnete er mit 54 Delegierten den Erzurumer Kongress, der 14 Tage dauerte. In der Abschlussresolution wurde verkündet, daß “das Vaterland, innerhalb seiner nationalen Grenzen, eine Einheit ist und diverse Teile des Landes nicht voneinander getrennt werden können”. Ferner wurde erklärt, dass ein Mandat nicht akzeptiert werden kann, die Besetzung des Landes nicht anerkannt wird, man ein Volksparlament zusammenrufen wird, und, dass nationale Kraft und nationale Verfügung das wesentliche sind. Die Resolution wurde am 7. August 1919 unterzeichnet. Am29. August reiste Mustafa Kemal erneut nach Sivas.

Sivaser Kongress (1919):

Mit 33 Delegierten aus 13 Provinzen wurde am 4.9.1919 der Sivaser Kongress eröffnet. Die in Erzurum getroffenen Beschlüsse wurden mit kleinen Veränderungen anerkannt. Nach langwierigen Diskussionen wurde der Vorschlag einiger aus Istanbul angereisten Delegierten über die Anerkennung des amerikanischen Mandats abgelehnt. Die Beschlüsse wurden der Istanbuler Regierung mitgeteilt.

Amasya Gespräche (20.123.10.1919):

Atatürk kam nach Amasya zum zweiten Mal und die folgenden Beschlüsse nach dreitägigen Gesprächen mit Salih Pascha getroffen:

1. Die Einheit des türkischen Landes und seine Unabhängigkeit werden verteidigt.

2. Den Nichttürken und Nichtmoslems im Lande werden keine Rechte erteilt, welche die Freiheit der Gesellschaft gefährden könnten.

3. ‚Anadolu ve Rumeli Hukuk Savunmasi Cemiyeti‘ wird von der Istanbuler Regierung anerkannt.

4. Nur die jenigen werden an Friedensverhandlungen teilnehmen, die von dem oben genannten Verein bestätigt werden.

5. Es ist nicht möglich für die Türkische Nationalversammlung sich in Istanbul zu treffen.

In Ankara (27.12.1919):

In Ankara, damals einer kleinen Stadt in Zentralanatolien, wurde Mustafa Kemal vom Volk herzlich und unter großem Beifall begrüßt. Das Gebäude der Schule für Landwirtschaft wurde zum Quartier des Rates der Abgesandten. Die Stadtverwaltung Ankaras schenkte Mustafa Kemal eine Residenz in Cankaya. Fortan sollte die nationale Freiheitsbewegung aus Ankara gesteuert werden.

Eröffnung der Großen Türkischen Nationalversammlung (23.4.1920):

In Ankara nahm Mustafa Kemal die Arbeiten für ein Parlament auf. Patrioten wurden aufgerufen sich an den Arbeiten in Ankara zu beteiligen. In einem Gebäude in Ulus – heute Parlamentsmuseum – wurde am 23. April 1920 das erste Parlament, die Große Türkische Nationalversammlung, eröffnet. Zahlreiche osmanische Abgeordnete, die aus Istanbul flüchteten, sowie die aus Anatolien gewählten Abgeordneten kamen im Parlament zusammen. Mustafa Kemal wurde als Abgeordneter aus Ankara gewählt. Am Tag darauf wurde er mit 110 Stimmen zum Präsidenten des Parlaments und 10 Tage später zum Präsidenten des Ministerrates, also zum Ministerpräsidenten gewählt.

Am 11. Mal 1920 urteilte die Istanbuler Regierung eine Todesstrafe für Mustafa Kemal. Das Urteil wurde vom Sultan unterzeichnet.

Mustafa Kemal präsentierte seinen Bericht an die Große Türkische Nationalversammlung. Dieser Bericht beinhaltete die folgenden Artikel:

1. Eine Regierung muss gegründet werden.

2. Der nationale Wille wird von der Großen Türkischen Nationalversammlung vertreten.

3. Es gibt keine Kraft stärker als die Große Türkische Nationalversammlung im Lande.

4. Gesetze werden von der Großen Türkischen Nationalversammlung verfaßt und vollzogen.

5. Eine Kommission, die von der Großen Türkischen Nationalversammlung nominiert wird, wird die Administration übernehmen. Der Präsident der Nationalversammlung ist gleichzeitig der Präsident dieser Kommission.

6. Die Situation des Sultans und des Kaliphen wird aufgrund der Gesetze der Nationalversammlung geregelt.

Bilecik – Gespräch (5.12.1920):

Mustafa Kemal im Namen der Großen Türkischen Nationalversammlung und Ex-Vezir Ahmed Izzet und Salih Paschas trafen sich am Bileciker Bahnhof. Es wurden keine positiven Resultate bei dem Gespräch erzielt.

Andere Gespräche (1921):

Atatürk kündigte sein Amt als Ministerpräsident am 24.1.1920. Er war fortan nur Präsident der Großen Türkischen Nationalversammlung. Er inspizierte die zusammengestellten Truppen bei Eskisehir und Kütahya und entkam unterdessen einem Attentat eines britischen Agenten, des Inder Mustafa Sagir. Er hatte ein Gespräch mit dem französischen Attaché in Ankara.

Als Oberbefehlshaber (5.8.1921):

Er wurde vom Parlament mit Gesetz Nr. 144 zum Oberbefehlshaber der Armeen der Ankaraer Regierung gewählt und führte dieses Amt bis zur Befreiung Izmirs am 23.August 1921.

Die Schlacht bei Sakarya (14.9.1921):

Während des Befreiungskrieges kamen die griechischen Besatzungstruppen bis zu 50 km südlich an Ankara heran. Die türkischen Streitkräfte zogen sich östlich des Flusses Sakarya zurück und organisierten sich für einen erneuten Gegenangriff. Unterdessen, begann eine Mobilisierung der zivilen Bevölkerung, die mit all ihrem Hab und Gut den türkischen Soldaten beistand. Unter dem Befehl von Mustafa Kemal rückte das türkische Militär auf einer sich über 100 km erstreckenden Fläche westlich Sakaryas in eine Schlacht gegen die griechischen Besatzungstruppen, die den türkischen Truppen weitaus überlegen waren. Dennoch konnte die türkische Armee die griechischen Truppen niederschlagen, die sich daraufhin nach Westen zurückzogen.

In dieser Schlacht verfügte das türkische Militär über 40.000 Infanterie Soldaten, 4500 Reiter, 177 Geschütze, hingegen die Griechen über 88.000 Infanteriesoldaten, 1200 Reiter und 300 Geschütze.

Oberbefehlshaber – Schlacht (30.8.1922):

Zwischen den türkischen Truppen und den griechischen Truppen, unter Befehl von General Trikopis, kam es bei Eskisehir – Afyonkarahisar erneut zu einer fünftägigen Schlacht. Am Morgen des 26. August 1922 gab Mustafa Kemal den Befehl zur Großoffensive gegen die griechische Besatzungsmacht, die sich nach der Schlacht bei Sakarya nach Westen hatte zurückziehen müssen. Die griechischen Truppen sahen sich zum weiteren Rückzug gezwungen. Während der Großoffensive wurden jedoch rund 200.000 Soldaten der Griechen gefangen genommen oder fielen bei den Kämpfen. Am 5. Tag der Kämpfe kapitulierte die griechische Armee bei Dumlupinar und ergriff die Flucht. Kommandant Trikopis fiel in die Gefangenschaft. Mustafa Kemal sorgte persönlich für seine Wohlbefinden.

Die Dörfer auf den Fluchtwegen der griechischen Truppen bis lzmir wurden währenddessen von den Griechen zertrümmert und abgebrannt. Bei diesen Kämpfen verfügten die türkischen Truppen über 186.000 Soldaten, 325 Geschütze und 5 Flugzeuge, die griechischen Truppen hingegen über 195.000 Soldaten, 352 Geschütze und 12 Flugzeuge. Bis zur Befreiung Izmirs haben die Türken innerhalb von 2 Wochen 574 Offiziere und 13.829 Soldaten verloren.

Nach Izmir (9.9.1922):

In lzmir traf Mustafa Kemal zusammen mit seinen Kampfgefährten Ismet lnönü und Fevzi Cakmak ein.

Hier wurde zu Füßen Mustafa Kemals eine griechische Fahne ausgebreitet. Ärgerlich wies er an, die Fahne solle aufgehoben werden und erklärte: ‘Den Fehler der Griechen, die auf die türkische Fahne traten, will ich nicht begehen.’

Die Aufhebung des Sultanats (1.11.1922):

Mustafa Kemal beantragte die Aufhebung des Sultanats bei der Großen Türkischen Nationalversammlung.

Mit Gesetz Nr. 308 auf der 130. Sitzung der Nationalversammlung wurde das Sultanat aufgehoben.

Seine Eheschließung (29.1.1923):

Der 42-jährige Atatürk heiratete Latife Hanim in lzmir 2 Tage nach dem Tode seiner Mutter. Die Ehe dauerte 2,5 Jahre und endete am 5.8.1925. Atatürk heiratete niemals wieder.

Als Staatspräsident (1923-1938):

Mustafa Kemal erarbeitete mit seinem Freund und Kameraden Ismet lnönü die Bestandteile der Republik.

Vor Ausruf der Republik am 29.Oktober1923 wurde nach langen Arbeiten folgender Grundsatz anerkannt und deklariert:

1. Die Verwaltungsform des türkischen Staates ist die Republik.

2. Der türkische Staat wird vom türkischen Parlament verwaltet.

3. Die einzelnen Ämter der Regierung verwaltet der Ministerrat.

Am Abend zum 29.Oktober 1923 wurde die Türkische Republik ausgerufen.

Mustafa Kemal wurde mit den 158 Stimmen der Parlamentarier zum Staatspräsidenten der Türkei gewählt. Auch in den Jahren 1927-, 1931,

und 1935 wurde er erneut gewählt und führte dieses Amt somit 15 Jahre.

Die Aufhebung des Kaliphats (3.3.1924):

Das Kaliphat wurde nicht zusammen mit dem Sultanat aufgehoben. Abdülmecid, der Sohn des Abdülaziz und der Kaliph seit 15 Monaten, benahmen sich merkwürdig. Da sein Benehmen mit den Grundsätzen der Republik nicht übereinstimmten, wurde das Kaliphat am 3.3.1924 mit Gesetz Nr. 431 aufgehoben.

Attentat in lzmir (15.6.1926):

Zweifelsfrei gab es auch Gegner des republikanischen Regimes. Immer mehr wurde deutlich, dass die Republik, der einige Kreise keine lange Existenz zusprechen mochten, mit Mustafa Kemal auf einem festen Fundament sitzt. So wurde gegen ihn ein Attentat geplant, Bei einem Besuch in lzmir sollte er laut Plan erschossen werden. Die Regierung wurde jedoch darüber unterrichtet und Mustafa Kemal entging diesem Versuch.

Seine große Ansprache (15/20.10.1927):

Diese große Ansprache hat Mustafa Kemal Atatürk während den Jahren 1919 bis 1927 zu Schrift gebracht. Darin wird die Geschichte der Türkischen Republik erläutert. Bei der Eröffnung des 2.Kongresses der Republikanischen Volkspartei im Parlamentssaal, las er diese als Ansprache verfasste Schrift an 6 Tagen in insgesamt 36,5 Stunden vor. Im letzten Satz seiner Ansprache äußert Mustafa Kemal Atatürk, dass er die Fortsetzung der Republik der Jugend aufträgt.

Das Lateinische Alphabet (9.8.1928):

Mustafa Kemal führte das lateinische Alphabet, anstatt der alten arabischen Alphabet ein, so dass Lesen und Schreiben einfacher wurden. Er hielt eine Rede über das Alphabet – Revolution am 25.8.1928 in Istanbul in dem Dolmabahce – Palast. Er reiste durch die Türkei um das neue Alphabet vorzustellen und deklarierte die Alphabet – Revolution am 3.11.1928. Er bekam den Personalausweis im lateinischen Alphabet mit Nr. 993814B.

In Istanbul (1927-1938):

Atatürk besuchte während der Jahre 1927 bis 1938 zu kürzeren und längeren Aufenthalten insgesamt 18 Mal die Stadt Istanbul und ließ sich im Dolmabahce Palast nieder wie folgt:

102 Tage in 1928,

54 Tage in 1929,

101 Tage in 1930,

34 Tage zwischen 1930 und 1931,

67 Tage in 1931,

83 Tage zwischen 1931 und 1932,

100 Tage in 1932,

129 Tage in 1933,

143 Tage in 1934,

7 Tage zwischen 1936 und 1937,

176 Tage in 1937

und 283 Tage in 1938.

Er wohnte auch mal in Pera Palast Hotel.

Im Dolmabahce Palast verbrachte er schließlich nach einer Verschärfung seiner Krankheit seine letzten Tage. Im Alter von 57 Jahren starb er am 10. November 1938 an Leberzeros. Um ihn trauerte nicht nur die ganze Türkei, sondern auch die ganze Welt.

Sein Testament (1938):

Das handgeschriebene Testament Atatürks wurde am 15.9.1938 von dem

3. Amtsgericht in Ankara unter der Az. 1938195 T wie folgt beglaubigt:

Cumhuriyet Halk Partisi: (Republik Volkspartei)

Das Haus in (Cankaya, das Bargeld in der T. Is Bankasi (1.519.892,01 TL) und Aktien

(T. Is Bankasi im Werte von 119.694 TL, M. Kömürü T.A.5. im Werte von 25.125 TL).

Die Dividende der Aktien mit einem Totalwert von 2800TL werden wie folgt geteilt:

Schwester Makbule Atadan: 1.000 TL

Prof. Dr. Afet Inan: 800 TL

Adoptivtochter Sabiha Gökcen: 600 TL

Pflegetochter Ülkü Dogancay: 200 TL

Adoptivtochter Rukiye Erkin: 100 TL

Nebile: 100 TL

Adoptivtochter Sabiha Gökcen: Genug Geld um sich ein Haus zu kaufen

Schwester Makbule Atadan: Wohnrecht in dem Haus in Cankaya bis ihrem Tode

Inönüs Kinder: Genug Geld um ihre Schulerziehung zu beenden.

Die restlichen Zinsen werden zwischen dem Institut für Türkische Geschichte und dem Institut für Türkische Sprache gleichmäßig geteilt.

Sein Tod (10.11.1938):

Atatürk wurde im Jahre 1938 krank und die Therapien der inländischen und ausländischen Ärzte halfen nicht viel. Er ist am 10.11.1938 im Zimmer Nr. 71 des Dolmabahce Palastes in Istanbul um 9.05 Uhr verstorben. Seine letzte Worte waren “Wie spät ist es?” und “Aleykümüsseläm.” Er war 57 Jahre alt und Präsident der Türkischen Republik seit 15 Jahren.

Der folgende Bericht wurde nach seinem Tode verlesen: “Unser Präsident Atatürk ist heute, Donnerstag, den 10.November 1938 um 9.05 Uhr verstorben. Er war in einem tiefen Koma.”

Die Beisetzungen (1938, 1953):

Atatürk ist am 10.11.1938 in Dolmabahce Palast verstorben. Sein Katafalk wurde bis zum 19. November von der Öffentlichkeit besucht. Nach zahlreichen Zeremonien der inländischen und ausländischen Trauergäste wurde sein Leichnam mit einem Kriegsschiff nach Izmit und danach in einem weißen Zug nach Ankara gebracht.

Sein Leichnam wurde am 21.11.1938 in dem Ethnologische Museum vorübergehend untergebracht.

Hier stand er für 15 Jahre.

Anitkabir, das Mausoleum, wurde in den 9 Jahren zwischen 1944 und 1953 gebaut.

Anitkabir (1953):

Anitkabir ist in Rasattepe in Ankara. Das Projekt von Prof. Emin Onat und

Doz. Orhan Arda aus 49 Projekten ausgewählt und das Fundament wurde am 9.10.1944 gelegt.

Der Leichnam Atatürks wurde am 10.11.1953 ins Anitkabir verlegt.

Anitkabir wird von den Treppen zwischen den Istiklal und Hürriyet Türmen betreten. Die Türme sind 11 x 13 x 10 m. Statuten von trauenden Leute sind am Kopf des Marmorplatforms. Löwenstatuten, insgesamt 24 Stück, sind an beiden Seiten der Marmorplattform gereiht. Der Siegesplatz wird zwischen den Hukuk Savunmasi und Mehmedcik Türmen betreten. Dieser Platz ist 80 x 130 m und reicht aus für 40.000 Leute.

Das Mausoleum wird von einer Treppe mit 42 Stufen erreicht. Atatürks Appell an die Türkische Jugend und seine Rede zum 10. Jahrestag der Republik sind an beiden Seiten der Marmortür mit goldenen Buchstaben eingeritzt.

Das Mausoleum ist 32 x 60 x 20 m. Der Sarkophag ist aus Marmor. Die Mosaiken in dieser Halle sind von Orhan Arda entworfen und von italienischen Künstlern verarbeitet. Atatürks Worte: “Mein Körper wird ohnehin eines Tages zu Erde werden. Doch die türkische Republik wird bis in Ewigkeit leben” und “Welch ein Glück zu sagen, Ich bin ein Türke” sind an dem Fenster hinter dem Sarkophag mit goldenen Buchstaben eingeritzt.

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